Blasenentzündung: Cranberries als natürliche Präventionsoption

Cranberrysaft und Blasenentzündungen: Kann er wirklich helfen?

Blasenentzündungen, auch als Harnwegsinfektionen (HWI) bekannt, sind weit verbreitet und betreffen insbesondere Frauen. Eine der häufigsten Ursachen für solche Infektionen ist das Bakterium Escherichia coli (E. coli), das sich an den Wänden der Harnblase festsetzt und so Entzündungen verursacht. In den letzten Jahrzehnten wurde Cranberrysaft als natürliches Mittel zur Vorbeugung von Blasenentzündungen beworben. Doch wie genau hilft der Saft, und was sagt die Forschung dazu?

Wie Cranberries funktionieren

Cranberries enthalten eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die als Proanthocyanidine (PACs) bezeichnet werden. Diese PACs sind für die vorbeugenden Eigenschaften von Cranberries bei Blasenentzündungen von besonderer Bedeutung. Die Forschung legt nahe, dass PACs die Fähigkeit von E. coli blockieren, sich an die Schleimhautzellen der Harnwege zu heften. Dies bedeutet, dass die Bakterien, die oft eine Blasenentzündung auslösen, leichter aus den Harnwegen ausgeschwemmt werden können, bevor sie eine Infektion verursachen.

Die Bindung von E. coli an die Schleimhaut der Harnblase erfolgt über sogenannte Fimbrien, haarartige Strukturen an der Oberfläche der Bakterien. PACs hemmen spezifisch die Bindung der sogenannten P-Fimbrien von E. coli an die Blasenwand, wodurch die Bakterien weniger wahrscheinlich eine Infektion auslösen.

Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit von Cranberryprodukten

Die Forschung zur Wirksamkeit von Cranberrysaft bei der Prävention von Blasenentzündungen ist umfangreich und wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach überprüft. Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2023 hat sich mit der Frage beschäftigt, wie wirksam Cranberryprodukte wirklich sind. Diese Studie fasst 50 randomisierte, kontrollierte Studien zusammen, an denen insgesamt 8857 Teilnehmer beteiligt waren.

Die Ergebnisse dieser Analyse deuten darauf hin, dass Cranberryprodukte das Risiko von symptomatischen und kulturbestätigten Harnwegsinfektionen bei bestimmten Personengruppen senken können. Besonders bei Frauen, die zu wiederkehrenden Blasenentzündungen neigen, sowie bei Kindern und Menschen, die aufgrund von medizinischen Eingriffen anfällig für Harnwegsinfektionen sind, scheinen Cranberryprodukte einen gewissen präventiven Nutzen zu haben. Bei Frauen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen konnte das Risiko einer erneuten Infektion um etwa 26 % reduziert werden.

Für ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen, Schwangere und Erwachsene mit neurogener Blasenentleerungsstörung konnte dagegen kein signifikanter Nutzen festgestellt werden. Das zeigt, dass Cranberryprodukte nicht für jede Risikogruppe gleichermaßen geeignet sind.

Saft oder Tabletten – Was ist besser?

Eine oft gestellte Frage ist, ob Cranberrysaft oder Cranberrytabletten wirksamer sind. Laut den vorhandenen Studien ist der Unterschied zwischen Saft und Kapseln nicht eindeutig belegt. Cranberrysaft kann allerdings eine praktische Option sein, da er leicht in den Alltag integriert werden kann. Cranberrytabletten hingegen enthalten oft eine höhere Konzentration an PACs und können daher eine effektivere Option sein. Bei der Einnahme von Saft besteht außerdem das Problem, dass viele kommerziell erhältliche Säfte große Mengen an Zucker enthalten, was wiederum andere gesundheitliche Nachteile mit sich bringen kann.

Vorbeugung von Antibiotikaresistenzen

Ein weiterer Vorteil von Cranberryprodukten ist ihre potenzielle Rolle bei der Verringerung des Einsatzes von Antibiotika. Blasenentzündungen werden oft routinemäßig mit Antibiotika behandelt, was zu einer Zunahme von Antibiotikaresistenzen führt – ein globales Gesundheitsproblem. Indem Cranberryprodukte das Risiko von Infektionen senken, könnten sie helfen, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren und damit zur Eindämmung der Resistenzentwicklung beitragen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Cranberryprodukte nicht als Ersatz für Antibiotika bei akuten Blasenentzündungen angesehen werden sollten. Sobald eine Infektion auftritt, ist in der Regel eine antibiotische Behandlung erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden. Cranberries sollten eher als präventive Maßnahme betrachtet werden.

Nebenwirkungen und Verträglichkeit

Cranberryprodukte sind im Allgemeinen gut verträglich. In Studien wurden nur wenige Nebenwirkungen berichtet. Gelegentlich können Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall auftreten, vor allem bei übermäßigem Konsum von Cranberrysaft. Allerdings zeigten die Untersuchungen, dass die Häufigkeit von gastrointestinalen Nebenwirkungen bei Menschen, die Cranberryprodukte konsumieren, nicht signifikant höher ist als bei denen, die ein Placebo einnehmen.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass Cranberrysaft in größeren Mengen zu einem erhöhten Oxalatspiegel im Urin führen kann. Dies kann das Risiko für die Bildung von Nierensteinen erhöhen, insbesondere bei Menschen, die zu Nierensteinen neigen. Für diese Personen könnten Cranberrytabletten eine sicherere Option darstellen, da sie in der Regel weniger Oxalat enthalten als Saft.

Für wen eignen sich Cranberryprodukte?

Die aktuelle Forschung legt nahe, dass Cranberryprodukte vor allem für Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, Kinder und Menschen mit erhöhter Infektionsgefahr nach bestimmten medizinischen Eingriffen hilfreich sein können. Diese Gruppen könnten von der regelmäßigen Einnahme von Cranberrysaft oder -tabletten profitieren, um das Risiko einer Infektion zu verringern.

Ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit bestimmten Blasenfunktionsstörungen sollten jedoch nicht zu viel auf die präventiven Eigenschaften von Cranberryprodukten setzen, da hier die Studienlage auf keine signifikanten Vorteile hinweist. In diesen Fällen sind andere präventive Maßnahmen oder Behandlungen möglicherweise wirksamer.

Zusammenfassend können Cranberries als natürliche Präventionsoption dienen. Cranberrysaft und Cranberrytabletten bieten eine vielversprechende natürliche Option zur Vorbeugung von Blasenentzündungen, insbesondere für Frauen mit wiederkehrenden Infektionen. Ihre PACs können verhindern, dass sich E. coli an den Wänden der Harnblase festsetzt, was das Infektionsrisiko senkt. Die Forschung zeigt, dass sie bei bestimmten Risikogruppen einen moderaten präventiven Effekt haben können. Dennoch sollten Cranberryprodukte nicht als alleinige Präventions- oder Behandlungsmethode betrachtet werden, sondern in Kombination mit anderen Maßnahmen eingesetzt werden. Der regelmäßige Konsum kann ein Baustein sein, um Infektionen vorzubeugen, sollte jedoch immer im Kontext individueller gesundheitlicher Bedürfnisse und in Absprache mit einem Arzt gesehen werden.

 

Quellen: 

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